BERLIN, 14. Mai 2024 /PRNewswire/ -- Das gemeinnützige Deutsche Institut für Zell- und Gewebeersatz (DIZG) legt seinen aktuellen Jahresbericht vor. Dieser belegt das hohe Engagement der an der Spende beteiligten Kliniken, das zu einer beträchtlichen Anzahl von Patientenversorgungen mit humanen Gewebetransplantaten geführt hat. Vorgestellt werden außerdem neue Transplantate für den klinischen Einsatz. Darüber hinaus erfuhren die autologen Zellkulturen des DIZG im vergangenen Jahr eine bedeutende Anerkennung.
Im Berichtsjahr spendeten 3.293 Menschen Gewebe, was einer Steigerung um 770 im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Anzahl der postmortalen Spenden stieg im gleichen Zeitraum um 43 auf 353. Diese Spenden bestanden aus 6.643 Einzelgeweben. Sehr erfreulich ist die Entwicklung bei den eingegangenen Hüftkopfspenden, die aus endoprothetischen Operationen hervorgingen: Im vergangenen Jahr wurden 2.932 Hüftköpfe gespendet – und damit 746 mehr als 2022. „Spenderinnen und Spender sowie das Personal der am Spendeprogramm teilnehmenden Kliniken leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur deutschlandweiten Patientenversorgung mit humanen Gewebetransplantaten", betont Jürgen Ehlers, Geschäftsführer des DIZG. „Ihnen gilt unser Dank."
Insgesamt gingen im Berichtsjahr 9.642 muskuloskelettale Einzelgewebe (einschließlich Haut) ein, die noch im gleichen Zeitraum für die Gewebeaufarbeitung freigegeben werden konnten.
Im Berichtsjahr wurden 67.828 allogene Transplantate abgegeben – und damit 950 mehr als im Jahr 2022. Dennoch überstieg die Nachfrage nach sicheren allogenen Hart- und Weichgeweben bei Weitem das Angebot. Um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, ging das DIZG Anfang 2023 eine Kooperation mit einem US-amerikanischen gemeinnützigen Spendeprogramm ein. Zudem gelang es dem DIZG, deutschlandweit weitere Kliniken als Partner für endoprothetische Femurkopfspenden zu gewinnen. „Die zusätzlich eingehenden gespendeten Hüftköpfe werden es dem DIZG ermöglichen, die Herstellung dringend benötigter Transplantate für die Patientenversorgung auszuweiten", erläutert Jürgen Ehlers.
Einführung neuer humaner Transplantate für die Patientenversorgung
Die Menisken spielen eine wichtige Rolle bei der Verteilung des Gelenkdrucks und der Stabilisierung des Kniegelenks. Ein Meniskusverlust kann kurzfristig zu Funktionseinschränkungen und langfristig zur Kniearthrose1 führen. Das DIZG freut sich, Chirurginnen und Chirurgen Spongioflex® für die Patientenversorgung zur Verfügung stellen zu können, ein neuartiges Transplantat, das sich als Meniskusteilersatz anbietet und bereits in rund 100 Fällen zur Anwendung kam. Erste Ergebnisse eines Case Reports weisen auf ein schnelles Einwachsen des humanen Transplantates innerhalb von zwölf Wochen hin.2
Im Frühjahr führte das DIZG die Shark Screw® in Deutschland ein. Das Besondere daran: Diese innovativen Knochenschrauben für die Hand- und Fußchirurgie werden nach dem Einbringen von körpereigenen Zellen besiedelt und im Zuge des Remodelings nach und nach in patienteneigenen Knochen umgewandelt. Dadurch bleiben Patientinnen und Patienten eine zweite Operation zur Materialentfernung und die damit verbundenen Risiken erspart.
Autologe Zellkulturen sind für die Behandlung Schwerbrandverletzter unverzichtbar
Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV e. V.) stufte die Bereitstellung biotechnologisch bearbeiteter autologer Keratinozyten durch das gemeinnützige Institut als wesentlichen Baustein einer erfolgreichen Therapie schwerbrandverletzter Patientinnen und Patienten ein. Gerade bei jenen mit einem Verbrennungsausmaß, das allein durch gesunde Haut nicht deckbar ist, können mit kultivierten Keratinozyten eine Deckung und ein Verschluss erreicht werden. In Kombination mit patienteneigener Haut können sie zudem die Zeit bis zum Wundverschluss verkürzen. Das wiederum reduziert mögliche Folgen wie Infektionen und Sepsis und sichert somit das Überleben der Patientinnen und Patienten.
Weitere 11.600 Daten des Allograft-Registers des DIZG verifiziert
Informationen darüber zu erhalten, wie Transplantate eingesetzt werden, ist für das DIZG von großer Bedeutung. Nur so können Optimierungsmöglichkeiten identifiziert und gleichzeitig Chirurginnen und Chirurgen noch besser beraten werden. Jedem abgegebenen Transplantat liegt daher ein Transplantationsbegleitschein bei, in dem beispielsweise nach dem Patientenalter, dem Geschlecht, der Diagnose, der Art des operativen Eingriffes, den Besonderheiten während der Operation sowie der Lokalisation gefragt wird. Jeder ausgefüllte und zurückgesendete Bogen unterstützt das Allograft-Register des DIZG, das derzeit 62.600 verifizierte Datensätze zur Anwendung allogener avitaler Hart- und Weichgewebetransplantate umfasst und damit auch die Weiter- sowie die Neuentwicklung humaner Transplantate ermöglicht. Somit konnten im vergangenen Jahr 11.600 weitere Daten verifiziert werden. Anhand der eingegangenen Informationen lassen sich überdies Trends bei der Verwendung spezifischer Transplantatgruppen erkennen. Mit der Erfassung der Daten begann das DIZG im Jahr 2009. Wissenschaftlich begleitet wird die Auswertung seit Anfang des Jahres 2021 von der DGOU-Arbeitsgruppe „Allogene Gewebetransplantate" unter der Leitung von Frau Dr. Tu-Lan Vu-Han. Seitdem wurde die Zusammenarbeit vertieft.
„Es war ein Jahr voller Herausforderungen, aber zugleich ein Jahr, in dem wir neue Transplantate für die Patientenversorgung einführen konnten und neue Kooperationen schlossen, um die Versorgung mit humanen Geweben weiter zu optimieren. Auch 2024 werden wir uns dafür einsetzen, weitere Partner zu gewinnen", fasst Jürgen Ehlers das Jahr 2023 zusammen.
Über das DIZG
Das gemeinnützige Deutsche Institut für Zell- und Gewebeersatz (DIZG) ist ein Arzneimittelhersteller mit Sitz in Berlin und zählt zu den größten pharmazeutisch und biotechnologisch orientierten Non-Profit-Einrichtungen dieser Art in Europa. Das DIZG stellt humane Knochen- und Weichgewebetransplantate und als einzige Einrichtung deutschlandweit zudem autologe Zellkulturen für die Versorgung Schwerbrandverletzter bereit. Kliniken sowie Verbrennungszentren erhalten damit eine lebensrettende Therapieoption für ihre Patientinnen und Patienten. Ziel ist es, möglichst vielen Menschen mit schwersten Gewebedefekten eine verbesserte Heilungsperspektive zu bieten.
Aus diesem Grund fördert das Institut die Gewebespende und entwickelt die Vielfalt der Transplantate mit einer eigenen F&E-Abteilung stetig weiter. Das DIZG engagiert sich darüber hinaus in der Ausbildung junger Talente, sowohl im Rahmen von
Abschlussarbeiten als auch mit Stellen für Werkstudierende, z. B. auf dem Gebiet der Biotechnologie. Seit seiner Gründung im Jahr 1993 hat das DIZG fast 798.000 allogene Gewebetransplantate für medizinische Behandlungen abgegeben. Das DIZG ist eine Schwestereinrichtung der US-amerikanischen MTF Biologics, der weltweit größten Non-Profit-Gewebebank.
Mehr Informationen unter www.dizg.de
Pressekontakt: DIZG Deutsches Institut für Zell- und Gewebeersatz gemeinnützige GmbH
Jürgen Ehlers
Tel.: +49 (0)30 6576 3198
E-Mail: [email protected]
- Jørgensen U, Sonne-Holm S, Lauridsen F, Rosenklint A. Long-term follow-up of meniscectomy in athletes. A prospective longitudinal study. The Journal of Bone and Joint Surgery. British Volume. 1987 Jan;69(1):80-3.
- Behrendt S. MRI follow up of bilateral partial meniscal substitution with a demineralized bone block. A case report. Radiology Case Reports. 2022 Oct 27;18(1):21-26.
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