Verbesserung der Wirkung von HIV-Medikamenten durch Tat-Impfung
ROM, June 8, 2016 /PRNewswire/ --
Eine in Südafrika durchgeführte, klinische Phase-II-Studie hat bestätigt, dass die therapeutische Tat-Impfung gegen HIV/AIDS die Reaktion von mit HIV infizierten Personen auf antiretrovirale Medikamente effektiv verbessern kann. Die Ergebnisse werden heute in der Open-Access-Fachzeitschrift Retrovirology veröffentlicht. Die Impfung wurde am italienischen nationalen Gesundheitsinstitut (Istituto Superiore di Sanità (ISS)) vom National AIDS Center (NAC) unter der Leitung von Dr. Barbara Ensoli entwickelt.
Die am MeCRU, der Clinical Research Unit of the Sefako Makgatho University, durchgeführte Studie umfasste 200 Teilnehmer mit nicht nachweisbaren HIV-Viren im Blut, die mit antiretroviralen Medikamenten behandelt werden. Die Teilnehmer wurden per Zufallsprinzip in zwei "Blindgruppen" unterteilt. Eine Gruppe erhielt in einem Abstand von einem Monat drei intradermale Injektionen mit 30 μg des Impfstoffes, die andere ein Placebo-Präparat. Achtundvierzig Wochen nach der Impfung wurden die Codes entschlüsselt und die geimpften Teilnehmern zeigten im Vergleich zur Placebo-Gruppe einen Anstieg der CD4+ T-Zellen. Die Zunahme der CD4+ T-Zellen war besonders signifikant bei Teilnehmern, die noch zu Studienbeginn nur wenige CD4+ T-Zellen aufwiesen. Durch die Impfung gelangen schützende Antikörper in den Körper, die verschiedene virale Subtypen des HIV-Tat-Proteins neutralisieren können, einschließlich der Subtypen A, B und C, die in Asien, Europa, Amerika und Afrika zirkulieren. Die Tat-Impfung verspricht eine bessere Wirksamkeit der aktuellen Behandlungsmethoden gegen HIV und dadurch eine höhere Lebenserwartung der weltweit mit HIV-infizierten Personen.
Die CD4+ T-Zellen sind zentrale Akteure bei der Reaktion des Immunsystems gegen Pathogene, gehen jedoch bei einer HIV-Infektion zunehmend verloren, was letztendlich zu AIDS führt. Obwohl eine antiretrovirale Behandlung bei der Suppression der Virusreplikation sehr effektiv ist, kann die Menge der CD4+ T-Zellen dennoch sehr gering bleiben, insbesondere bei Personen, bei denen erst spät mit einer Behandlung begonnen wird, wie es sowohl in Industrie- als auch Entwicklungsländern noch immer der Fall sein kann.
Dr. B. Ensoli, die Erfinderin der Impfung, erklärt, dass "die Impfung zur Bekämpfung des HIV-Proteins "Tat" entwickelt wurde, das sich im Falle einer Infektion sehr früh ausbildet. Tat spielt bei der viralen Replikation und dem Fortschreiten der Krankheit eine wichtige Rolle, da es das Immunsystem schwächt. Durch die Entwicklung einer Impfung, die eine kleine Menge des Tat-Proteins enthält, konnten wir eine Reaktion des Immunsystems hervorrufen und dadurch die Wirkung der HIV-Medikamente verbessern."
Diese Studie bestätigt die Ergebnisse einer früheren Phase-II-Studie mit der Tat-Impfung, die in Italien bei 155 mit antiretroviralen Medikamenten behandelten Patienten durchgeführt wurde (Ensoli F. et al, Retrovirology, 2015 - https://retrovirology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12977-015-0151-y) und die Bildung von Antikörpern gegen Tat und den Wiederaufbau von CD4+ T-Zellen zur Folge hatte. Drei Jahre nach der Impfung zeigte die italienische Studie zudem einen signifikanten Rückgang des "Virusreservoirs" im Blut, einen Pool eines "stillen" Virus, der nicht auf antiretrovirale Medikamenten ansprach und für das Wiederausbrechen des Virus nach einer Therapieunterbrechung bzw. eine geringe "Reaktion" auf die Behandlung verantwortlich war. In Südafrika wird derzeit eine Folgestudie durchgeführt, um den Rückgang des HIV-Reservoirs, wie in der italienischen Studie festgestellt, zu bestätigen.
Die südafrikanische Studie ist ein Teil eines umfassenden Kooperationsprogramms mit dem South African Department of Health und dem Medical Research Council im Kampf gegen HIV/AIDS. Sie wurden von den Regierungen Italiens und Südafrikas unterzeichnet und Dr. B. Ensoli (Leiterin der klinischen Prüfung) und von Dr. P. Monini (Head of Operations in Südafrika) in enger Zusammenarbeit mit den südafrikanischen Kollegen geleitet. Das Programm wurde vom italienischen Außenministerium finanziert und von der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) überprüft, welche auch Empfehlungen für die Nachhaltigkeit der Programmerfolge in der Zukunft abgab.
(https://open.unido.org/index.html#/projects/ZA/projects/100086).
Prof. Gualtiero Ricciardi, der neue Präsident des ISS, betont, dass "das Programm ein Beispiel für Spitzenleistungen ist, das effektiv die translationale klinische Forschung mit der öffentlichen Gesundheit kombiniert und Innovation sowie internationale Entwicklung gefördert hat".
Die italienischen und südafrikanischen Forscher befürworten nun den Start der Phase-III-Studien und in weiterer Folge die Zulassung der Impfung mit finanzieller Unterstützung internationaler Organisationen.
Das Istituto Superiore di Sanità
Das Istituto Superiore di Sanità (nationales Gesundheitsinstitut), auch ISS, ist eine öffentliche italienische Einrichtung, die als das führende technisch-wissenschaftliche Institut des nationalen Gesundheitsdienstes (Servizio Sanitario Nazionale) zum Wohle der öffentlichen Gesundheit Forschungen, Studien, Kontrollen, Beratungen und Schulungen durchführt und Dokumentationen zur Verfügung stellt. Das Institut untersteht dem Ministero della Salute (Gesundheitsministerium). Das ISS war einige Zeit lang das Zuhause dreier Nobelpreisgewinner (Daniel Bovet, Ernst Boris Chain, Rita Levi Montalcini), die in den Räumlichkeiten der Einrichtung forschten. Heute umfasst es ca. 2.000 Wissenschaftler, Techniker und Büropersonal im Herzen des biomedizinischen Forschungs- und Krankenhausareals von Rom.
Das National AIDS Center (NAC)
Das National AIDS Center wurde 2005 am ISS gegründet. Sein Ziel ist die Bekämpfung von HIV/AIDS und der damit im Zusammenhang stehenden Krankheiten durch die Entwicklung innovativer Impfungen und Therapieansätze, die auf Studien über die HIV-Pathogenese und sein Fortschreiten basieren. Das NAC führt translationale Forschungsprogramme - von allgemeinen Forschungen bis hin zu klinischen Studien - durch und hat in der Vergangenheit verschiedene nationale und internationale Forschungsprogramme koordiniert. Das wissenschaftliche und technologische Knowhow des Zentrums, seine Führungsrolle in nationalen und internationalen Netzwerken und seine zahlreichen Kooperationen mit humanitären Einrichtungen und Organisationen für Entwicklungsländer machen das NAC zu einer nationalen und internationalen Referenz im Kampf gegen HIV/AIDS.
Redaktionelle Hinweise:
1. Forschungsartikel
Barbara Ensoli, Maphoshane Nchabeleng, Fabrizio Ensoli, Antonella Tripiciano, Stefania Bellino, Orietta Picconi, Cecilia Sgadari, Olimpia Longo, Lara Tavoschi, Daniel Joffe, Aurelio Cafaro, Vittorio Francavilla, Sonia Moretti, Maria R Pavone Cossut, Barbara Collacchi, Angela Arancio, Giovanni Paniccia, Anna Casabianca, Mauro Magnani, Stefano Buttò, Elise Levendal, John Velaphi Ndimande, Bennett Asia, Yogan Pillay, Enrico Garaci, Paolo Monini und Studiengruppe SMU-MeCRU
Die HIV-Tat-Immunisierung führt zur Bildung von Antikörpern, die viele verschiedene Subtypen neutralisieren können, sowie zu einem Anstieg der CD4+ T-Zellen bei südafrikanischen freiwilligen Teilnehmern, die mit antiretroviralen Medikamenten behandelt werden
Retrovirology 2016
doi: 10.1186/s12977-016-0261-1
Nach einer Sperrfrist steht der Artikel auf der Website des Journals unter folgendem Link zur Verfügung: http://retrovirology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12977-016-0261-1
Bitte beziehen Sie sich in jedem von Ihnen verfassten Bericht auf das Journal. Wenn Sie einen Artikel für das Internet schreiben, fügen Sie bitte einen Link zum Artikel ein. Alle Artikel stehen gemäß der Open-Access-Politik von BioMed Central kostenfrei zur Verfügung.
Kontakt Pressebüro:
Mirella Taranto
T: +39-06-49903298
E-Mail: [email protected]
Kontakt:
Dr. Barbara Ensoli, Director
E-Mail: [email protected]
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